top of page

Mai: Der Markt braucht eine Pause

Die Hausse ist wohl erst einmal beendet. Zwar sind wir fulminant, vielleicht zu fulminant, in das laufende Börsenjahr gestartet. Jetzt wird allerdings ganz offensichtlich die Luft wieder dünn. Der DAX tauchte in dieser Woche mit Dynamik unter die psychologisch wichtige Marke von 12.000 Punkten ab. Nahezu alle wichtigen Börsen dieser Welt verbuchten im Mai satte Abschläge. Keine Frage, der Aktienmarkt war technisch überkauft. Eine Gegenreaktion war also erwartbar. Daneben wirkt natürlich das saisonale Muster. Tatsächlich ist der Mai für uns als Börsianer nur selten ein Wonnemonat.

Trotzdem: Diese herkömmlichen Erklärungen greifen zu kurz. Der Markt leidet kurzfristig wie auch wahrscheinlich mittelfristig unter zwei zentralen Belastungsfaktoren. Erstens unter dem anhaltenden Handelskonflikt zwischen Peking und Washington und zweitens unter gewissen Kapazitätsengpässen. Dazu später mehr!

Handelskonflikt eskaliert: Peking will Export Seltener Erden in die USA stoppen

Zölle sind definitiv keine Erfindungen des US-Präsidenten Donald Trump. Historisch betrachtet sind sie streng genommen wohl eher die Regel als die Ausnahme. Solche Nachteile kann man allerdings durch besondere Qualität oder etwa durch die Abwertung der eigenen Währung kompensieren. Nun reden die Kontrahenten in Washington oder Peking mittlerweile allerdings nicht mehr über neue Zölle oder deren konkrete Höhe. Nein, der Handelskonflikt droht sich zu einem veritablen Wirtschaftskrieg auszuwachsen. Beide Seiten schießen jetzt im übertragenen Sinne scharf.

Zunächst wird das Weiße Haus den chinesischen Telekom-Ausstatter Huawei vom US-Markt verbannen. In einem zweiten Schritt sollen auch alle anderen Unternehmen, die mit Huawei kooperieren, vom US-Markt ausgeschlossen werden. Diverse Unternehmen sind bereits in großen Aktionismus verfallen. So hat Google die Android-Lizenz für Huawei gekündigt. In Großbritannien ordern die Mobilfunkanbieter Vodafone und EE (British Telecom) bereits keine neuen Huawei-Smartphones mehr.

Wie Sie wissen, ist ein Smartphone ohne Betriebssystem (Android) fast wertlos. Sie können dann das Gerät praktisch nur noch als Kamera verwenden. Für Huawei als Smartphone-Hersteller ist das also eine richtig schlechte Nachricht. Die Besitzverhältnisse dieses nicht börsennotierten Unternehmens sind etwas undurchsichtig. Ich liege allerdings sicherlich nicht falsch, wenn ich es als „halbstaatlich“ bezeichne. Damit greift Washington nicht irgendein privates Unternehmen an, sondern quasi eine staatliche Organisation in China. Das verleiht dem Vorgang noch die „Extra-Würze“.

Die politische Führung in Peking wird diesen unfreundlichen Akt nicht einfach hinnehmen. So wurden ganz offensichtlich diverse parteinahe Medien angewiesen, laut über einen Exportstopp für Seltene Erden gegenüber den USA nachzudenken.

Die Fakten sind klar: Diese sogenannten Seltenerd-Metalle sind aus der modernen Industrieproduktion nicht weg zu denken. Sie machen z.B. Bildschirme und Displays heller, Batterien halten bei einer entsprechenden Zugabe dieser Metalle länger, Magneten werden stärker. Mir ist selbst nach reiflicher Überlegung keine einzige Industriebranche eingefallen, die dieses Material nicht verwendet.

China ist in dieser Welt der Herr der Seltenen Erden. Die USA und auch Europa beziehen

80 % des eingeführten Materials aus dem Reich der Mitte. Das nennt man dann wirtschaftliche Abhängigkeit. Mit anderen Worten: Sollte die Führung in Peking tatsächlich einen vollständigen Exportstopp gegenüber den USA verhängen, stünden dort nach wenigen Wochen die Fließbänder still.

Die pessimistische Betrachtung: China wird tatsächlich die eigenen Exporte des Materials in die USA zumindest begrenzen. Das Ergebnis wäre kurzfristig ein veritabler Börsenkrach. Mittelfristig würden die USA selbstverständlich die eigene Produktion in Kalifornien (Mountain-Pass-Mine) wieder anfahren bzw. ausbauen. Zudem lassen sich zumindest einige Seltene Erden durch andere Metalle und Chemikalien im Produktionsprozess ersetzen. Freilich nehmen diese beiden Maßnahmen viele Monate Zeit in Anspruch. Ein Gewinnbringer ist dies also definitiv nicht.

Die optimistische Betrachtung: Die Volkswirtschaften der USA und Chinas sind mittlerweile hochgradig verzahnt. Es gibt keine Maßnahme, die nur dem Kontrahenten schadet. Mit anderen Worten: In einem Wirtschaftskrieg werden sich beide Seiten nur selbst verstümmeln. Das weiß man sowohl in Peking wie in Washington. Möglicherweise erleben wir zurzeit also die letzte Eskalation, bevor sich beide Seiten wieder annähern. Zuletzt: Donald Trump will im kommenden Jahr als Präsident wiedergewählt werden. Das wird nicht funktionieren, wenn er vorher die US-Konjunktur abwürgt.

Mein Fazit: Ich bin schon darauf vorbereitet, dass sich der Gegensatz zwischen Washington und Peking, der teilweise von grundsätzlicher Natur ist, nicht morgen aus der Welt schaffen lässt. Andererseits erwarte ich nicht, dass wir in den kommenden Jahren einen neuen Kalten Krieg zwischen den beiden Supermächten sehen werden. Ich wiederhole mich: Die wechselseitigen Abhängigkeiten sind enorm. Man kann nicht mehr ohne den anderen.

Die Kapazitäten am Markt sind erschöpft – Wachstum wird immer teurer

Im Hintergrund hemmen gegenwärtige noch andere Faktoren den Aktienmarkt. Ich bezeichne dies als das Kapazitätsproblem. Beispiel Geldpolitik: In Europa notieren die Zinsen nahe der Null-Linie. Die EZB hat also kaum noch geldpolitischen Spielraum oder eben geldpolitische Kapazitäten, die Euro-Volkswirtschaft zu stimulieren. Damit haben wir bereits 2016/17 einen wichtigen Kursturbo der Vergangenheit, nämlich die ultra-lockere Geldpolitik, verloren.

Immerhin die US-Notenbank Fed verfügt nach zahlreichen Erhöhungen des Leitzinses wieder über gewisse geldpolitische Spielräume. Möglicherweise werden wir auch tatsächlich in diesem Jahr wieder einmal eine Zinssenkung in den USA sehen.

Besonders offensichtlich wird das Kapazitätsproblem im Arbeitsmarkt. In den USA ist die Arbeitslosigkeit so niedrig wie seit 50 Jahren nicht mehr. Besonders im Silicon Valley, also in der Software-Branche herrscht mittlerweile dramatischer Fachkräftemangel. Die Folgen sind explodierende Personalkosten, weil die Unternehmen für teures Geld bei der Konkurrenz abwerben müssen.

Ich habe hier vertieften Einblick, da mein Bruder in den USA als Programmierer arbeitet. Inzwischen startet jeder halbwegs begabte Berufsanfänger in der Internet- und Software-Branche mit einem Bruttolohn von knapp 100.000 US-Dollar pro Jahr. Obendrauf bezahlt der Arbeitgeber eine feine betriebliche Krankenversicherung sowie eine betriebliche Altersvorsorge. Börsennotierte Unternehmen geben zudem noch eigene Aktien oder Aktienoptionen ins Gesamtpaket, damit der Mitarbeiter auch wirklich kommt.

Aber auch in großen Teilen Westeuropas stoßen immer mehr Unternehmen an ihre Grenzen, weil sie schlichtweg kein neues Personal mehr finden. Stellen Sie sich das ganz konkret vor! Versuchen Sie heute einmal eine Produktion mit 500 Mitarbeitern halbwegs zeitnah in Süddeutschland aufzubauen! Das ist eine Totgeburt. Da wird Sie schon der Anlagenbauer bis 2022 vertrösten, weil er eben keine Kapazitäten frei hat. Immerhin die 500 Mitarbeiter dürften Sie bis 2022 zusammengekratzt haben.

Die Beratungsgesellschaft Korn Ferry schätzt, dass den deutschen Unternehmen aufgrund des engen Arbeitsmarktes bis 2030 Einnahmen in Höhe von 52 Milliarden Euro pro Jahr entgehen werden. Ähnlich dicht ist der Arbeitsmarkt in Australien, Japan, Singapur und Hongkong.

Fazit: Zuerst können Sie als Unternehmer nicht mehr jeden Auftrag annehmen und können damit das Marktpotenzial nicht ausschöpfen. Im zweiten Schritt werden Ihre Gewinne sogar schrumpfen, weil zuvor die Personalkosten zu schnell gestiegen sind. Das ist übrigens ein wichtiges Phänomen, warum irgendwann jeder noch so starke Konjunkturzyklus zu Ende geht.

Fazit: Wir müssen uns eine kleine Ruhephase nehmen

Daran führt kein Weg vorbei: In den kommenden Monaten werden sich die Wachstumsraten vor allem in den entwickelten Volkswirtschaften abflachen. Das ist nicht ungesund oder krisenhaft, sondern entspricht einem normalen zyklischen Konjunkturverlauf. In dieser „Ruhephase“ werden am Markt auch wieder neue Kapazitäten frei werden, die dann vielleicht schon Ende 2019 den nächsten Aufwärts-Zyklus auslösen werden.

Meine Strategie für Ihr Depot: Kurzfristig werde ich mich mit umfassenden Neukäufen in den Depots zurückhalten, da ich davon ausgehe, dass wir dieselben Aktien in einigen Wochen billiger erstehen werden. Lediglich punktuell werde ich auf einige Sondersituationen setzen. So gefällt mir die Aktie des Mischkonzerns 3M. Das Unternehmen ist gegenwärtig im langjährigen Durchschnitt vergleichsweise günstig bewertet.

Daneben habe ich für Sie eine neue vielversprechende Wachstumsbranche entdeckt. Mehr dazu lesen Sie jetzt in MEIN PARSEVAL.

Neue Chance: So profitieren Sie vom Satelliten-Boom!

Die Menschheit erobert den Weltraum. Unsere Möglichkeiten scheinen unbegrenzt: Demnächst verbringen wir unseren Urlaub als Weltraumtourist auf der Internationalen Raumstation ISS und unternehmen einen Abstecher auf den Mond. Der Mars soll kolonialisiert werden und einmal dauerhaft von Menschen besiedelt werden. Vielleicht entdecken wir auch neue Rohstoffe im Weltall.

Diese Pläne sind faszinierend. Dennoch, so ganz konkret und vor allem massenmarkt-fähig sind sie noch nicht. Seit 2001 haben lediglich 7 Zivilisten, also Touristen, den Weltraum bereist. Von einer solchen Nachfrage kann kein Unternehmen leben.

Für den Investor stellt sich die Situation in der unbemannten Raumfahrt (Satelliten) allerdings ganz anders dar. Das ist keine Zukunftsvision mehr, sondern harte Realität. Hier ist in den vergangenen Jahrzehnten bereits ein Milliarden-Markt entstanden.

Ein kurzer Rückblick: Bereits 1957 setzten die Russen den Sputnik-Satelliten erfolgreich im All aus. Ein Jahr später schossen die USA den Explorer 1 hinterher. Inzwischen lässt fast jedes Drittweltland eigene Satelliten im Weltall kreisen. Erst zuletzt brachten Angola und Bangladesh eigene Kommunikationssatelliten in den Orbit.

Nach Angaben des Büros der Vereinten Nationen für Weltraumfragen (UNOOSA) befinden sich gegenwärtig rund 2.000 zivil genutzte Satelliten im Weltall. Daneben kreisen etwa noch einmal so viel militärisch genutzte Spionagesatelliten in außerirdischen Bahnen. Das Gedränge dort oben ist derart groß, dass 2009 erstmals zwei Satelliten kollidierten und verloren gingen.

Das Internet stößt an seine Grenzen

Die Frage ist berechtigt: Welche Aufgabe erfüllen die Weltraum-Satelliten eigentlich? Die meisten dieser Fluggeräte dienen der Übertragung von Kommunikationssignalen, also etwa für das Radio- oder Fernsehprogramm.

In sehr absehbarer Zeit werden wir zumindest in weiten Teilen der Welt unsere Internetkommunikation über das Weltall abwickeln. Sie alle kennen die Diskussion um das langsame deutsche Internet. Die Politik mobilisierte hier Fördergelder und die Deutsche Telekom kämpft jeden Tag, um wieder einige Kilometer Glasfasernetz anzuschließen.

Freilich wissen wir schon jetzt, dass die Glasfasernetze allmählich an ihre Grenzen stoßen. Die Datenmengen, die im Internet übertragen werden, erreichen momentan praktisch jede Woche neue Rekordvolumina.

Und jetzt kommt auch noch das Autonome Fahren bzw. das Internet der Dinge. Sehr wahrscheinlich werden sich die Datenmengen im Internet bis 2025 nochmals ungefähr verzehnfachen. Diese Mengen kann die bestehende Infrastruktur, egal ob aus Glasfaser oder Kupfer, nicht bewältigen.

Der Trend: Internet aus dem Weltall

Der Pionier-Unternehmer Elon Musk, der bereits den Autobauer Tesla gründete, hat dieses Problem schon lange erkannt. Deshalb wird seine Weltraum-Firma SpaceX bis 2025 ein rein weltraum-gestütztes Internet aufbauen, um die terrestrischen Verbindungen zu entlasten.

Ich wiederhole mich: Auch hier schreibe ich nicht von irgendwelchen Spinnereien. Denn SpaceX hat bereits bei der zuständigen US-Behörde FCC (Federal Communications Commission) die notwendigen Frequenzen beantragt.

Details aus diesem Antrag sind bereits im vergangenen Februar durchgesickert. Danach hat Elon Musk beantragt, bis 2025 exakt 11.943 Kommunkationssatelliten ins All zu schießen. Zur Erinnerung: Gegenwärtig kreisen nur rund 2.000 zivile Satelliten um die Erde.

In einer ersten Stufe wird SpaceX 7.518 Satelliten freisetzen, die in relativ niedriger Höhe von 340 Kilometern die Erde umkreisen. Zum Vergleich: Die meisten Satelliten befinden sich zurzeit noch in einer Höhe von rund 36.000 Kilometern. Die niedrige Entfernung sorgt dafür, dass die Datenübertragung genauso schnell ist, als wenn sie per Standleitung an den nächsten Server der Deutschen Telekom angeschlossen wäre.

Projekt Kuiper: Amazon steigt ebenfalls ein

Die anderen Leuchtturm-Unternehmen der Tech-Branche schlafen natürlich auch nicht. Alphabet etwa wird sich möglicherweise direkt an dem Starlink-Netz von Tesla beteiligen und dafür im Gegenzug einen Teil der Investitionskosten von 15 Milliarden US-Dollar schultern. Amazon hingegen plant unter dem Projektname Kuiper ein eigenes Netz. Laut FCC-Antrag vom März 2019 wird Amazon 3.236 Satelliten im All freisetzen, die am Ende

95 % der Weltbevölkerung mit Internet versorgen können.

Experten erwarten, dass die beiden US-Unternehmen zunächst auf dem platten Land die konventionellen Telekom-Versorger wie etwa AT&T oder Deutsche Telekom verdrängen werden. SpaceX prognostiziert für das Geschäftsjahr 2025 einen Umsatz in Höhe von 30 Milliarden US-Dollar allein aus den Internetaktivitäten des Starlink-Netzes.

Diese 3 Player im Markt müssen Sie kennen

Aber jetzt Butter bei die Fische! Wer profitiert vom neuen Satelliten-Boom? Wer hat die Technologie? Und ganz wichtig: Welche Unternehmen sorgen für die Sicherheit der Weltraum-Flugkörper?

Deutschland genießt übrigens als Standort für Weltraumtechnik weltweit einen sehr guten Ruf. Wesentlich verantwortlich dafür ist die in Bremen ansässige OHB SE. Vor allem im Rahmen diverser Großprojekte zeigten die Norddeutschen, zu was sie fähig sind.

Beispiele: OHB (WKN:593612) führt und betreut das satellitengestützte Aufklärungssystem der Bundeswehr. Ferner rüstete man die Internationale Weltraumstation ISS aus. Beim Galileo-System mischt man ebenfalls mit und baute 14 Satelliten für das europäische Gemeinschaftsprojekt. Elon Musk (SpaceX) und Jeff Bezos (Amazon-Kuiper-Projekt) kennen dieses Unternehmen sehr genau.

Von besonderem Interesse für SpaceX und Amazon dürfte zudem die Technologie des Münchener Unternehmens Mynaric (WKN:A0JCY1) sein. Man hat sich nämlich auf die Kommunikation zwischen den verschiedenen Satelliten im sog. LEO-Bereich (Low Earth Orbit) spezialisiert. Genau in diesen erdnahen Sphären werden ja die SpaceX- bzw. Amazon-Satelliten operieren.

Mein ganz persönlicher Favorit: Kratos Defense & Security (WKN: A0YAND) ist derzeit noch wesentlich für das Raketen- und Satellitenprogramm des Pentagon (US-Verteidigungsministerium) zuständig. Das wird allerdings nicht so bleiben. Kratos hat beste Chancen, nächstens zu einem Zulieferer von SpaceX und Amazon aufzusteigen.

Beitrag wird fortgesetz: Nächstens stelle ich Ihnen die Player im Weltraum-Markt im Detail vor. Bleiben Sie am Ball!

Aktuelle Einträge
bottom of page