Liebe Börsianerinnen und Börsianer,
auf vielfachen Wunsch habe ich mich entschieden, unseren Kundenbrief wiederzubeleben. Hier erfahren Sie ab jetzt – je nach Marktlage – in 4 bis 6 Aussendungen pro Jahr, wie ich die Chancen des Aktienmarktes einschätze und wie ich für Ihr Depot disponiere.
Der Zeitpunkt für die Comeback des Parseval ist keineswegs zufällig: Für den Börsianer dieser Zeiten ergeben sich mittlerweile zahlreiche Fragen. Einige Beispiele: Die Hausse der westlichen Aktienmärkte hält nun über den Daumen gepeilt bereits seit deutlich über 10 Jahren an. Ist da nun noch Sprit im Tank oder Strom in der Batterie für mehr?
Gleichzeitig trübt sich das geopolitische Gesamtbild ein. Ich formuliere salopp: Zoll und Sanktionen statt Freihandelsabkommen und wachsendem Export. Bleiben diese Belastungen ohne Auswirkung auf den Aktienmarkt? Diese Frage ist legitim: Wird in den neuen Zeiten die Politik ein relevanter Kursfaktor? Oder gilt wie so oft: Politische Börsen haben kurze Beine.
Der Parseval auch für externe Börsianer
Diesen und anderen Fragen werde ich für Sie ab jetzt nachgehen. Sie erfahren in Der Parseval alles, was Sie als Investor wissen müssen. Wie bereits eingangs angedeutet, richtet sich Der Parseval zunächst an die Kunden der Parseval-Vermögensberatung. Daneben habe ich noch einige externe Börsianer „dazugeschaltet“, die sich für meine Arbeit und für meinen Ansatz interessieren.
Sie blicken mir nun also über die Schulter und lernen meine Arbeit kennen. Davon werden Sie profitieren. Möglicherweise haben Sie auch einmal den Wunsch, mich in einem unverbindlichen Beratungsgespräch kennenzulernen. Ich freue mich auf Sie!
Diese drei Faktoren machen die Kurse
Faktor 1: Da werden Sie als erfahrener Börsianer kaum widersprechen. Die Geldpolitik oder die Maßnahmen der Notenbanken sind von ganz enormer Relevanz für den Aktienmarkt. Ein Beleg: 2022 startete die US-Notenbank auf dem Höhepunkt der Großen Inflation die Zinswende und erhöhte die Leitzinsen 11 Mal in Folge. Also verloren beispielsweise der NASDAQ 100 und der DAX in rund 12 Monaten jeweils 4.000 Punkte (-26 bzw. 25 %).
Die Börsenregel dürfte Ihnen allen bekannt sein: Steigen die Zinsen oder gehen wir davon aus, dann fallen Aktien. Erwarten wir fallende Zinsen – sog. Zinsphantasie –, werden die Aktienkurse mit größter Wahrscheinlichkeit steigen.
Das Bild hat sich bekanntlich grundlegend gewandelt. Die Inflation ist im Wesentlichen unter Kontrolle. Die Europäische Zentralbank geht diesmal erstaunlicherweise voran und hat bereits einmal gesenkt. Möglicherweise folgt nun die US-Notenbank entsprechend Mitte September. Ich sehe Chancen, dass die EZB heuer nochmals den Leitzins um einen Viertelpunkt nach unten fahren wird. Ganz am Rande nur: Diverse „Neben-Notenbanken“ wie die Bank of England oder die schwedische Reichsbank verfahren analog und bestätigen das positive Gesamtbild.
Die Zinswende ist breit und nachhaltig angelegt. Hier sehe ich eine sehr konstruktive Basiskraft, die den Aktienmarkt immer mindestens stützen wird. Aber Obacht! Die Zinswende wird ein eher langfristiger Prozess, in dem auf die eine Zinssenkung sicherlich nicht spontan die nächste folgen wird. Denn im Hintergrund wirken Kräfte, die das Potenzial der Notenbanken begrenzen. So schlägt jetzt der demografische Wandel in den westlichen Gesellschaften voll durch. Dieser Effekt sorgt für Personalmangel und damit in der Tendenz für stabile Löhne und folglich auch eher für stabile Preise.
Noch eine potenziell ungünstige Hintergrundkraft: Donald Trump steht im Verdacht, gerne und offensiv Schuldenberge anzuhäufen. Unter einer denkbaren Trump-Präsidentschaft wird also der Bund in den USA wieder mehr Fremdkapital nachfragen. Das treibt den Preis also den Zins für dieses Kapital. Die Rückkehr in das Paradies des Niedrigzinses können wir also ganz offensichtlich ausschließen.
Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen
Chartkommentar: 2020 war die Wende. Seitdem strebten die US-Marktzinsen massiv aufwärts. Vor allem 2022 haben wir einen veritablen Zinsschock gesehen. Nun verdichten sich allerdings die Anzeichen für eine neuerliche Zinswende. Diesmal wird die Richtung südwärts sein. Sobald der Benchmark-Zins unter 4 % absackt, wird der Aktienmarkt sofort profitieren.
Börsenpsychologie: Warum es schlecht ist, wenn alle Aktien gekauft haben
Der Sachverhalt ist einfach: Wenn ein Börsianer optimistisch ist, hat er oder sie bereits große Teile des Vermögens in Aktien investiert. Ist ein Börsianer sogar euphorisch, dürfte er vollständig investiert sein oder wie es viele US-Amerikaner tun, sogar auf Kredit gekauft haben. Damit liegt seine Aktienquote sogar über 100 %.
In diesem Augenblick stößt der Markt an eine natürliche Grenze, denn die Liquidität für Nachkäufe wird absehbar versiegen. Börse ist in diesem Fall ganz einfach: Meine oder Ihre Aktie steigt immer dann, wenn Mitbörsianer nach uns kaufen, also unsere Positionen weiter hochkaufen. Ist aber keine Liquidität mehr im Markt, finden diese Nachkäufe nicht mehr statt und die Hausse stirbt.
Ein Beispiel für gesteigerten Optimismus: Vor allem jüngere Marktteilnehmer schwören auf den Sparplan, den sie auch auf Einzelaktien anwenden. Ich übersetze für Sie: Viele Marktteilnehmer kaufen momentan Aktien automatisiert in jeder Marktlage und zu jedem Preis. Denn Sie sind der Meinung, Aktien steigen immer und prinzipiell. Viel mehr Zuversicht geht kaum.
Generell liegt die letzte ausgeprägte Korrektur – abgesehen vom Blitzcrash der Corona-Pandemie – schon viele Jahre zurück. Börsianer, die also in den letzten 10 bis 15 Jahren am Markt gestartet sind, haben mehr oder weniger nur verdient. Für diese Marktteilnehmer ist die Börse eine Einbahnstraße. Solche Erfahrungen befördern Optimismus und hohe Aktienquoten.
Allerdings muss ich differenzieren: Derzeit sehe ich vor allem jüngere Börsianer in Europa und in den USA optimistisch. Hier vermute ich also nicht mehr viel Liquidität in den Depots. Ein anderes Bild bei Profi-Investoren. Ein Beispiel: Warren Buffett bzw. Berkshire Hathaway wies zum Stichtag 31. März 2024 einen Cashbestand in Höhe von über 35 Milliarden USD aus. Auch in anderen US-Fonds oder Holding-Gesellschaften lagern noch ganz erhebliche Mittel, die noch in den Aktienmarkt fließen können.
Außerdem wichtig: Vor allem im Jahr 2022 ist reichlich Kapital in den Rentenmarkt geflossen, nachdem dort die Zinsrenditen scharf angezogen hatten. Hier liegen folglich einige Billionen, die zumindest teilweise, sobald die Marktzinsen weiter fallen, wieder in den Aktienmarkt zurückkehren werden. Diese Kapitalreserve kann für den Aktienmarkt noch sehr wichtig werden.
Fazit: Den Faktor Börsenpsychologie oder anders gesprochen den Faktor Liquidität habe ich genau im Blick. Hier sehe ich schon Entwicklungen, die kurz- oder mittelfristig eine Korrektur begünstigen.
Faktor Konjunktur: Prognosen derzeit schwierig – Deutschland schwach
Die US-Volkswirtschaft ist im vergangenen Jahr noch um 2,5 % gewachsen. Das ist ein sehr anständiger Wert, der durchaus gute Aktienkurse rechtfertigt. Heuer freilich soll die Dynamik in den USA spürbar abnehmen. So erwarten die Analysten nur noch rund 1,9 % Wachstum für das Bruttoinlandsprodukt. Das ist unterdurchschnittlich.
Ziemlich schwach präsentiert sich unterdessen Europa. So ist die Wirtschaftsleistung der Euro-Zone im vergangenen Jahr nur noch um 0,4 % gewachsen. Das ist letztlich ein statistischer Wert, von dem viele Unternehmen nicht mehr profitieren konnten. An diesem Befund wird sich kurzfristig auch nicht viel ändern, da die wichtigste europäische Volkswirtschaft – Deutschland – gegenwärtig nicht aus dem Quark kommt. Wir schaffen es momentan, die höchst mittelmäßigen Werte der Euro-Zone und auch der EU immer nochmals leicht zu unterbieten.
Was machen wir jetzt mit diesen Informationen? Es gibt zwei Sichtweisen: Die eine sagt, demnächst kippen die Volkswirtschaften in Europa und in den USA in die Rezession. Die Corona-bedingten Aufholeffekte sind nun abgefrühstückt, und nun fehlen uns die Impulse für weiteres Wachstum. Die anstehenden Zinssenkungen kommen zu spät.
Die Optimisten sagen: Das konjunkturelle Tal ist jetzt da. Wir werden es vielleicht auch nicht sofort verlassen. Trotzdem gilt: Spätestens 2025 springt die Konjunktur wieder an, denn viele Unternehmen haben zuletzt Investitionen verschoben. Daneben tun die Zinssenkungen ein gutes Werk und werden beispielsweise der Bauwirtschaft, die aktuell schwer in den Seilen hängt, spürbar helfen. Außerdem gilt: Der private Verbrauch bleibt aufgrund der günstigen Beschäftigungslage weiterhin stabil.
Fazit: Eine Prognose ist hier in der Tat schwierig. Momentan tendiere ich leicht zu den Optimisten. So habe ich zuletzt recht zuversichtliche Stimmen beispielsweise aus dem deutschen Maschinenbau gehört. Die Branche ist typisch konjunktur-empfindlich und erwartet zumindest eine verbesserte Auftragslage.
So arbeite ich aktuell in Ihren Depots – Anleihen wieder attraktiv
Derzeit sehe ich, wie auch viele andere Börsianer, gewisse Risiken in einigen Tech- und Wachstumssegmenten (NASDAQ). Hier kann ich mir durchaus mittelfristig einige schmerzhafte Abschläge vorstellen. Folglich agiere ich in diesem Segment momentan praktisch nicht. Ganz im Gegenteil: Hier habe ich zuletzt Positionen abgebaut, um Gewinne für Sie zu sichern.
Weniger besorgt bin ich für das Segment der Substanz- und Dividendenaktien. Dort sind nur wenige Aktien wie etwa einige Versicherer überbewertet. Beispiel Münchener Rück: Die DAX-Aktie hat sich in den vergangenen 3 Jahren sogar besser entwickelt als Microsoft. Jetzt ist der Dividendenkönig aus Deutschland sicherlich 10 bis 15 % zu teuer. Eine denkbare Kursdelle werde ich bei solchen Substanzaktien wie üblich aussitzen, da die Dividende permanent fließt und zudem oftmals jährlich erhöht wird. 2024 wird da keine Ausnahme darstellen.
Spannend finde ich im Substanzsegment momentan Aktien aus den Branchen Chemie, Auto und auch Lebensmittel und Getränke. Dort werde ich möglicherweise noch in diesem Jahr aktiv, sofern die weltweite Konjunktur – wie von mir erwartet – wieder bessere Signale sendet.
Ganz erstaunlich finde ich die jüngste Baisse anerkannter Adressen wie Nestlé, Danone oder auch Diageo (Spirituosen). Diese Unternehmen waren lange Jahre aufgrund ihrer allgemein bekannten Marken und Produkte schwer im Trend. Dieser Trend ist erst einmal abgebrochen. Nun sehe ich hier viel Dividende und Substanz. Die genannten Branchen mögen auf uns im Moment nicht sonderlich „sexy“ wirken. Die Bewertungen sind allerdings oftmals sogar historisch niedrig.
Natürlich habe ich für Sie auch die letzte Zinsrally genutzt. Mittlerweile sind je nach Währungsraum und Laufzeit wieder quasi garantierte Zinsrenditen von bis zu 6 % pro Jahr möglich, ohne dass man dabei ins unkalkulierbare Risiko gehen muss. Wussten Sie etwa, dass derzeit Nvidia als Schuldner zwischen 4,5 und 5,1 % pro Jahr bietet? Der Zins ist übrigens ziemlich sicher, denn der Chip-Entwickler verfügt über ein A-Rating.
Wenn Aktien kurzfristig zu teuer ist, greift man ersatzweise einfach nach Anleihen. Auch dafür steht mein Name: Ich spiele auf der vollen Klaviatur des Kapitalmarktes und gehe dorthin, wo ich für uns das Geld vermute.
Von mir lesen Sie wieder im September oder Oktober. Bleiben Sie am Ball, damit Sie immer informiert sind.
Mit freundlichen Grüßen
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