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Februar: Aktienmarkt weiter erholt – US-Indizes wieder auf Rekordjagd

Es läuft weiter rund am Aktienmarkt. Bereits im Januar verbesserte sich der DAX um fast 6 %, um in diesem Monat nochmals 2 % „draufzulegen“. Der US-Markt steht ebenfalls unter Feuer. Der marktbreite S&P 500 notiert nur noch wenige Prozentpunkte unter seinem bisherigen Rekordniveau von rund 2.900 Punkten. Der wichtige Sub-Index S&P Dividend Aristocrats hat sein historisches Hoch bereits geknackt und beschert den Investoren nun ganz neue Gewinne.

Der US-Aktienmarkt profitiert vor allem von der politischen Entspannung in Asien. Zwar brachte das zweite Gipfeltreffen zwischen dem US-Präsident Trump und dem nordkoreanischen Diktator Kim nicht den erhofften Durchbruch. Trotzdem: Der Kontakt zwischen Washington und Pjöngjang reißt nicht ab. Tatsächlich war das Verhältnis beider Seiten – historisch betrachtet – noch nie zuvor besser.

Die Zoll-Verhandlungen zwischen Washington und Peking sind ebenfalls kein Selbstläufer. Der verantwortliche US-Unterhändler Robert Lighthizer sprach allerdings von „echtem Fortschritt“ in den Gesprächen. Hier bleibt also die Phantasie im Markt, dass sich beide Seiten in absehbarer Zeit auf einen soliden Kompromiss einigen.

Investoren reagieren sehr gelassen auf schwache BASF-Zahlen

Aber zurück nach Deutschland: Hier meldete der Chemieriese BASF Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr. Unter dem Strich konnte das Ludwigshafener Unternehmen den Umsatz leicht ausbauen. Der Gewinn hingegen sank um rund 20 % auf 4,7 Milliarden Euro. Trotzdem blieben die Investoren gelassen und fassten am Ende bei der Chemie-Aktie sogar zu, die deshalb nach Bekanntgabe der Jahreszahlen deutlich vorankam.

Das ist symptomatisch für die momentan robuste Marktverfassung. Die Investoren wissen mittlerweile, dass die deutschen Unternehmen im vierten Quartal keine Bäume ausgerissen haben. Insgesamt ist das deutsche Bruttoinlandsprodukt in diesem Zeitraum sogar um 0,2 % geschrumpft. Freilich ist man am Markt der Meinung, dass die Abkühlung lediglich vorübergehender Natur ist.

Offenbar ist man in der Chefetage der BASF der gleichen Meinung. Deshalb wird man die Dividende ungeachtet des Gewinnrückgangs nochmals leicht anheben. Außerdem soll noch im ersten Halbjahr die Fusion zwischen der Öl- und Gastochter Wintershall und der DEA Group abgeschlossen werden. Im kommenden Jahr soll das fusionierte Unternehmen schließlich an die Börse gebracht werden.

Freilich möchte ich nicht verschweigen, dass einige DAX-Werte immer noch Korrekturbedarf haben und schlechte Nachrichten noch überhaupt nicht „vertragen“. Hierfür steht beispielhaft Beiersdorf. Das Unternehmen meldete zwar durchaus ansprechende Geschäftszahlen. Gleichzeitig kündigte man allerdings umfassende Investitionen an, die die Gewinnentwicklung bis 2020 beeinträchtigen wird. Am Ende verlor die Aktie binnen kurzer Zeit über 10 %.

Was ist die Lehre daraus? BASF ist günstig bewertet und weist lediglich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 11 auf. Solche Aktien sind jetzt stabil und stecken auch die ein oder andere Hiobsbotschaft weg. Beiersdorf hingegen ist selbst nach dem Kursrückgang fundamental betrachtet immer noch eine der teuersten Aktien des DAX (KGV 24). Hier reagieren die Investoren auch künftig sehr sensibel auf schlechte Nachrichten.

Was sagt uns das für die weitere Entwicklung des DAX? Der Leitindex ist zurzeit nicht teuer. Fundamental betrachtet ist eher bewertet wie BASF. Mit anderen Worten: Der DAX ist erst einmal stabil und wird auch bei Gegenwind nicht so schnell umkippen.

Die Dauerproblematik Brexit

Auch dieser Marktbericht kommt (noch) nicht ohne die übliche Betrachtung der politischen Situation in London aus. Immerhin es gibt positive Neuigkeiten: Das britische Unterhaus wird abschließend nochmals zum britischen Ausstieg aus der EU befragt. Also: Wenn sich die britische Regierung und die EU bis zum 29. März nicht auf einen verhandelten Brexit einigen, kann das Unterhaus den Brexit zunächst ablehnen und seine Verschiebung verlangen.

Ich halte hier an meiner Prognose fest: Am 29. März wird Großbritannien die EU nicht verlassen, da man bis dahin noch keine Einigung erzielt haben wird. Der nächste Termin für den Brexit wird also wahrscheinlich der 2. Juli sein. An diesem Tag tritt das frisch gewählte Europäische Parlament dann ohne britische Abgeordnete zusammen.

Die Brexit-Thematik wird in den kommenden Wochen die weitere Erholung der europäischen Aktienmärkte zumindest bremsen. Vor allem die rechtliche und prozedurale Unsicherheit des Verfahrens belastet den Kapitalmarkt. Zu Deutsch: Bisher hat noch kein Mitglied jemals die EU verlassen. Letztlich wissen wir nicht, wie lange kann ein Austritt überhaupt aufgeschoben werden.

Problematisch ist zudem, dass Großbritannien bekanntlich über keine geschriebene Verfassung verfügt. Hier gilt sog. Gewohnheitsrecht, also die geübte Rechtspraxis der Vergangenheit. Naturgemäß existiert in diesem Fall diese Rechtspraxis allerdings nicht. Letztlich ist es unklar, welche Institution – also Parlament oder Regierung – über einen Austritt und vor allem seinen Zeitpunkt entscheiden darf.

Genau deshalb kann Ihnen zur Stunde niemand verlässlich sagen, wie sich dann am Ende der Brexit vollziehen wird. Mit dieser Unsicherheit müssen wir als Börsianer leider noch einige Monate umgehen.

DAX steht vor einem klaren Kaufsignal

Aber lassen Sie sich von der Brexit-Problematik nicht ins Bockshorn jagen! Sicherlich leben wir aktuell nicht in der besten aller Börsenwelten. Gleichwohl die Grundfärbung im Markt ist, wie bereits eingangs dargelegt, durchaus positiv. Das unterstreicht auch die Charttechnik.

Der Dax ist momentan im Begriff den seit Juni 2018 laufenden Korrekturtrend (rote Linie) nach oben zu durchbrechen. Noch ist das Pflänzchen zart. Erst wenn der DAX in den Bereich 11.800 bis 11.900 Punkte vorrückt, ist der Baissetrend aus technischer Sicht nachhaltig gebrochen. Das kann freilich sehr schnell gehen.

Meine drei ganz persönlichen Favoriten aus Europa

Wie können wir nun kurzfristig von der laufenden Erholung optimal profitieren? Ich habe hier für uns drei Unternehmen aus Europa ausgewählt. Ihnen ist gemeinsam: Sie alle agieren in ihrem Marktsegment weltweit als Technologieführer. Dennoch sind diese drei Wachstumsunternehmen noch nicht im Fokus der Anleger. Das hängt damit zusammen, dass die Unternehmen nicht im Endkundenmarkt aktiv sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie als Privatperson jemals mit den Produkten der ISRA Vision, der Sartorius AG oder der Eurofins Scientific in Kontakt kommen, ist sehr gering. Aber zur Sache!

ISRA Vision: die einen bezeichnen den Vorgang als „Internet of Things“ oder kurz IoT. Andere wiederum wählen die Begrifflichkeit „Industrie 4.0“. Sie alle sprechen letztlich vom Gleichen, nämlich von einem neuen Megatrend, der das verarbeitende Gewerbe bereits vor einigen Jahren erfasst hat.

Gemeinhin versteht man unter Internet of Things eine dauerhafte Verbindung und Kommunikation verschiedener Maschinen in einem Werk oder in einer Produktion. Freilich ist diese Welle noch viel größer und umfassender (Industrie 4.0).

Vereinfacht gesprochen: Eine perfekte Maschine oder Produktionseinrichtung kann nicht nur über eine dauerhafte Internetverbindung kommunizieren, sondern am besten auch noch „erkennen“ und „sehen“. Die ISRA Vision AG aus Darmstadt verschafft Maschinen genau diese Kompetenz.

Zunächst startete der deutsche Mittelständler als Entwickler von ultragenauen Prüfsystemen für Oberflächen. Wenn also eine Glasfläche oder etwa eine lackierte Oberfläche eines Autos minimale Öffnungen aufwies, hat das System diese Qualitätsmängel sofort erkannt und entsprechend gemeldet. Solche kleinen und für das menschliche Auge nicht erkennbare Mängel können weitreichende Schäden in der Produktion verursachen.

Mittlerweile ist ISRA weltweit führend in der sogenannten Machine Vision. Anders formuliert: Die Maschinen betrachten hier ein Werkstück nicht nur ultragenau, sondern daneben auch noch dreidimensional (3D Vision).

Die Software des Unternehmens (ISRA-BrainWARE) wird mittlerweile nahezu weltweit in der Produktion eingesetzt. Es gibt keine Branche mehr, die nicht auf die Anwendungen aus Darmstadt schwört. Schwerpunkt der ISRA-Anwendungen sind dabei Automationslösungen und industrielle Roboterführung.

Hier entsteht ein neuer Champion im deutschen Mittelstand

Die Aktie der ISRA Vision hat sich zwischen 2016 und 2018 versechsfacht. Vor allem Profi-Investoren hatten früh verstanden, dass das Unternehmen in Deutschland einer der ganz großen Profiteure des Megatrends Internet of Things ist, obwohl ISRA auf den ersten Blick kein Internet-Unternehmen ist.

Aber genau das macht das Unternehmen zu einem echten Geheimtipp, den auch Sie immer auf Ihrer Watchlist haben müssen. Ich selbst hatte die Aktie erstmals im Oktober 2014 öffentlich besprochen. Damals war das kleine Tech-Unternehmen bestenfalls eine unentdeckte Perle des deutschen Mittelstands. Heute wissen wir, dass ISRA Vision der legitime Nachfolger solcher Technologie-Größen wie etwa KUKA ist. Keine Frage: Hier entsteht ein neuer Champion im deutschen Maschinenbau.

Eurofins Scientific: 15.000 Analyseverfahren für jeden Auftraggeber

Eurofins Scientific gehört im weiteren Sinne der Biotech-Branche an. Die Stärke der Franzosen war schon immer die perfekte Verbindung von Hochtechnologie und einem ausgeprägten Geschäftssinn. In der Vergangenheit ist das Unternehmen auch besonders durch Übernahmen gewachsen. Allein im vergangenen Jahr schluckte man rund 40 kleine Analyseunternehmen, die nun dezentral und weitgehend selbständig unter dem Dach der Eurofins Scientific arbeiten.

Hierzulande agiert etwa das Institut Nehring aus Braunschweig im Eurofins-Verbund. Hier testen rund 80 Laborwissenschaftler vor allem Lebensmittel.

Es waren auch Tester eines Eurofins-Labor, die 2013 in Europa nicht-deklariertes Pferdefleisch in einigen tiefgekühlten Lasagne-Produkten entdeckten. Daneben lassen sich auch gentechnisch veränderte Bestandteile in Lebensmittel mit den Analyseverfahren der Franzosen nachweisen. Aber auch wenn die Belastung etwa mit gesundheitsschädlichen Schwermetallen oder anderen Schadstoffen zu hoch ist, werden die Eurofins-Tester Alarm schlagen.

Wenn Sie sich als Verbraucher weitgehend darauf verlassen können, dass Lebensmittel sicher sind und die Angaben auf der Verpackung zu den Inhaltsstoffen und Zutaten auch wirklich stimmen, dann ist das der feinen Diagnostik der Franzosen geschuldet. Nahezu alle führenden Lebensmittelhersteller wie Nestlé, General Mills oder die nicht-börsennotierte Milupa zählen zu den treuen Kunden des französischen Unternehmens.

Daneben untersucht das Unternehmen Blutkonserven für Krankenhäuser auf ihre Reinheit oder auf die Freiheit unerwünschter Bakterien. Damit ist der Eurofins Scientific einer der wichtigsten Dienstleister der Gesundheits- und Lebensmittelbranche. Aber auch Unternehmen der Kosmetikbranche sind auf entsprechende Dienstleistungen angewiesen. Insgesamt hat Eurofins in seiner Unternehmensgeschichte (seit 1987) rund 15.000 verschiedene Analyseverfahren entwickelt. Hier kann man wirklich jeden Auftraggeber bedienen.

Eurofins Scientific ist mittlerweile ein globales Milliarden-Unternehmen. Allerdings agiert man immer hinter den Kulissen. Deshalb ist die Aktie dieses Highflyers selbst unter informierten Börsianern immer noch eher unbekannt. Das ist definitiv kein Nachteil. Ganz im Gegenteil: Wie Sie wissen, erzielen Sie mit solchen unentdeckten Perlen aus der zweiten Reihe oftmals die besten Renditen.

Sartorius: Der Dienstleister für die Biotech- und Pharmabranche

Sartorius ist der führende Zulieferer und Dienstleister für die Pharma- und Biotech-Branche. Nahezu jedes Unternehmen, das ein Labor betreibt, ist auf die Produkte und Dienstleistungen der Sartorius AG angewiesen.

Entstanden ist der Labordienstleister bereits im 19. Jahrhundert. Damals entwickelte ein Tüftler namens Florenz Sartorius in einer kleinen Werkstatt eine hochpräzise Analysewaage. Noch heute ist die Präzisions-Wägetechnik ein wichtiges Standbein des Unternehmens.

Daneben vertreibt man Verbrauchsmaterialien für medizinische Labore wie etwa Pipetten oder Reagenzgläser. Das ist das krisenfeste Brot- und Butter-Geschäft des Unternehmens. Das Wachstum erzielt man mit Produkten aus den Bereichen Zellkulturmedien, Fermentation, Zellernte oder Trennflüssigkeiten. Diese Produkte sind generell gesprochen für alle qualitätskritischen Prozesse sowohl in der Laborforschung als auch in der Produktion unabdingbar.

Das ist jetzt keine Übertreibung: Sartorius gehört in seiner Nische zu den innovativsten und technologisch stärksten Unternehmen Deutschlands. Es hat sich in den vergangenen Jahren eine nahezu unantastbare Marktposition erarbeitet. Lediglich Qiagen aus den Niederlanden sehe ich als Labortechniker ungefähr auf Augenhöhe mit den Deutschen. Ohne jeden Zweifel: Sartorius ist einer der interessantesten „Hidden Champions“ der deutschen Wirtschaft und des deutschen Kurszettels.

Ursächlich für den enormen Erfolg des Unternehmens ist immer noch die Familie Sartorius bzw. deren Erben, die über 50 % der Stammaktien der Sartorius AG halten. Für den Standort Deutschland ist das eine gute Nachricht. Denn die Familie sichert die strategische Kontinuität im Unternehmen und schützt Sartorius vor feindlichen Übernehmern, die das Unternehmen technologisch nur ausbeuten wollen. Ein abschreckendes Beispiel ist hier bekanntlich die KUKA AG. Seit hier die Chinesen am Ruder sind, entwickelt sich das einst führende Robotik-Unternehmen in vielen Belangen zurück. Vor einer ähnlichen Entwicklung sind wir bei Sartorius definitiv geschützt.

Hinweis in eigener Sache: Sie wissen, dass ich im Rahmen dieses kostenlosen Börsendienstes immer nur meine persönliche Meinung äußere. Eine Kaufempfehlung für eine der genannten Aktien ist damit nicht verbunden.

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