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August

Lieber Börsianer,

am Kapitalmarkt kommt es immer anders als zuvor erwartet. Lange haben wir als Investoren angenommen, dass die ultralockere Geldpolitik der Fed und der EZB vor allem die westl-ichen Volkswirtschaften ruinieren würde. Die Berichterstattung der Vergangenheit ist Ihnen sicherlich noch geläufig: Die Papierwährungen Euro und US-Dollar sollten kollabieren. Uns erwartete eine veritable Wirtschaftskrise historischen Ausmaßes, so die verbreiteten Sorgen.

Wie gesagt, am Ende kommt es anders: Mittlerweile zeichnet sich ab, dass die Schwellen-länder die Zeche für die Nullzinspolitik der westlichen Notenbanken zahlen werden. Genauer formuliert: Die Türkei, Brasilien, Indonesien und Co. bezahlen jetzt dafür, dass die US-Noten-bank aus der Nullzinspolitik aussteigt und seit Anfang 2017 den Leitzins bereits sechsmal angehoben hat.

Die US-Zinswende wirkt ganz offensichtlich wie ein starker Magnet, der das Kapital fortlau-fend aus den Geld- und Rentenmärkten der Schwellenländer herauszieht. Verlässliche Sta-tistiken zu diesen Kapitalströmen gibt es leider nicht. Aber die Währungsbewegungen der letzten Wochen und Monate sprechen eine klare Sprache. Die türkische Lira hat sich in diesem Jahr im Vergleich zum US-Dollar bereits halbiert. Der brasilianische Real sackte im gleichen Zeitraum um rund 30 % ab. Auch der südafrikanische Rand ist seit 6 Monaten im internationalen Devisenhandel wachsweich und wertete gegen den US-Dollar um ein Viertel ab.

Zur Klarstellung: Die beschriebenen Währungsveränderungen wirken selbstverständlich auch im Bezug auf den Euro, den Schweizer Franken oder die schwedische Krone. Eine Währungskrise funktioniert immer umfassend.

Der Binnenkonsum wird erstickt und der Import kollabiert

Ein solcher Währungskollaps hat immer unzählige Auswirkungen. Zunächst führt er unwei-gerlich zu einem massiven Preisanstieg im Inland. So betrug zuletzt die offizielle Inflation in der Türkei 15 %. In der Folge wird jeder Binnenkonsum, der über die Tagesversorgung hinausgeht, erstickt. Außerdem kollabiert der Import etwa von Maschinen oder anderen Investitionsgütern.

Ich formuliere überspitzt: Mit der ultraweichen türkischen Lira oder dem brasilianischen Real können Sie sich als lokaler Unternehmer zurzeit schlichtweg keine halbwegs brauchbare deutsche Maschine mehr leisten. Solche Investitionen müssen verschoben werden oder bleiben im ungünstigsten Fall gänzlich aus.

Möglicherweise fragen Sie sich jetzt: Was kratzt uns das, wenn die türkische oder indone-sische Währung abwertet? Schließlich sind das nicht unsere ganz wichtigen Handelspartner. Dieser Gedankengang greift zu kurz.

Hierzu einige Zahlen: In den vergangenen 30 Jahren hat sich der Anteil der Schwellenländer an der Weltwirtschaft mehr als verdoppelt. Mittlerweile stehen allein die acht größten Schwellenländer für fast 43 % der globalen Wirtschaftsleistung. Die gesamte Gruppe der Schwellenländer erwirtschaftete zuletzt über 50 % des globalen Bruttoinlandsproduktes.

Lassen Sie es mich medizinisch ausdrücken: Diese Zahlen belegen, dass gegenwärtig rund die Hälfte der Weltwirtschaft mindestens mittelschwer vergrippt ist. Und für die westlichen Volkswirtschaften besteht nun akute Ansteckungsgefahr. Ich erwarte daher, dass die Konjunkturschätzer nächstens auch die Wachstumsprognosen für die Weltwirtschaft zurücknehmen werden.

DAX kommt nicht aus den Schuhen – Autoaktien weiter im Rückwärtsgang

Vor diesem Hintergrund kommt der DAX nicht aus den Schuhen, sondern pendelt weiterhin zwischen 12.000 und 13.000 Punkten. Der deutsche Leitindex (und mit ihm etwa auch der österreichische ATX oder der Schweizer SMI) hat eben eine zentrale Schwäche. Seine Wert-entwicklung korreliert hochgradig mit dem Wohlbefinden der Weltwirtschaft. Lediglich das DAX-Mitglied Vonovia weist keinen internationalen Bezug auf.

Daneben wird der DAX fortgesetzt durch die fast schon notorische Schwäche der deutschen Autoaktien gebremst. So verloren z.B. VW und Daimler in den vergangenen 3 Monaten jeweils prozentual zweistellig. BMW schlägt sich zwar etwas besser. Nennenswerte Schub-kraft für den Aktienmarkt entwickeln die Bayern allerdings auch nicht.

Kursdebakel bei Continental – Zyklische Abkühlung in der Autobranche voraus

Zuletzt sorgte der Autozulieferers Continental für mächtig schlechte Stimmung unter den Liebhabern deutscher Autoaktien. Das Unternehmen hat nämlich seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr kassiert. In der Folge fiel die Conti-Aktie wie ein Stein im Wasser. Per saldo büßte der Titel im August fast 19 % seines ursprünglichen Wertes ein.

Auf den ersten Blick mag die Marktreaktion übertrieben erscheinen. Schließlich hat man die Umsatzprognose lediglich von 47 Milliarden auf 46 Milliarden Euro zurückgenommen. Bei der operativen Gewinnmarge erwartet man nun eher 9 als 10 %. Das ist beileibe kein Weltuntergang.

Vor allem Profis haben diese Zahlen allerdings etwas anders gelesen: Continental ist nicht nur ein marktführender Entwickler von automotiver Elektro- oder Sensortechnik, sondern vor allem ein wichtiger Reifenhersteller (Rubber Group). Und auch für diese Sparte wurden die Prognosen kassiert. Mit anderen Worten: Jenseits der bekannten Gretchen-Frage (Elektro-, Brennstoff oder doch Otto-Motor) werden im laufenden Jahr weltweit einfach weniger Autos als ursprünglich von den Bändern rollen. Die Branche steht offenbar nach fast 7 Jahren des Wachstums vor einer zyklischen Abkühlung. Genau das war die unschöne Botschaft dieser Gewinnwarnung.

Meine Empfehlung: Halten Sie den Orderfinger zunächst still

Lassen Sie mich zunächst noch bei den deutschen Autoaktien bleiben! Ganz offensichtlich ist die Stimmung in der Branche ziemlich schlecht, also sind auch die fundamentalen Bewer-tungen der Aktien günstig. Die Aktien-KGVs sind mittlerweile fast durch die Bank einstellig. Viele Titel, wie z.B. BMW, Daimler oder auch der Autozulieferer ElringKlinger notieren teils deutlich unter ihrem Buchwert.

Fazit: Auch in den kommenden Wochen werden Ihnen diese Aktien wenig Freude bereiten. Trotzdem: Wer jetzt hier verkauft, verkauft sehr wahrscheinlich auf oder nahe des Tief-punktes.

Abschließend möchte ich Sie noch auf einen holprigen Börsenmonat September vorbereiten. Gegenwärtig fehlen vor allem für europäische Dividendentitel klare Kaufargumente. Zudem ist der September traditionell schwach. In der nächsten Ausgabe dieses Monatsbriefes

(30. September) kann ich allerdings möglicherweise wieder zum Kauf blasen und bringe Ihnen vielleicht auch eine erste Aktienempfehlung mit.

Lesen Sie jetzt in dem folgenden Steuer-Spezial wie Sie mit einem kleinen Trick sofort die Wertentwicklung Ihres Depots, ganz unabhängig von der Marktentwicklung, verbessern werden.

Spezial: Steueroptimierung

In diesem Spezial möchte ich Sie mit einer kleinen Belehrung zur Abtgeltungssteuer „langweilen“. Ich weiß: Als echter Börsianer interessieren Sie sich eher für Gewinne und Expansion und weniger für steuerliche Erbsenzählerei. Aber dieses Thema ist momentan für praktisch alle Investoren von besonderer Bedeutung. Warum ist das so?

Wir befinden uns regelmäßig nach einer mehrjährigen Hausse in einem echten Steuer-dilemma. Erstens haben wir unsere Verlusttöpfe bzw. Verlustvorträge aus der Vergangenheit restlos aufgebraucht. Zweitens haben Sie, vor allem wenn Sie gerne längerfristig disponie-ren, erhebliche Buchgewinne aufgehäuft. Mit anderen Worten: Wenn Sie diese Gewinne nun realisieren, greift der Fiskus sofort und ganz unangenehm zu.

Ein Rechenbeispiel: Sie haben seit 2009 in Ihrem Depot eine Buchperformance in Höhe von 50 % aufgebaut. Nun möchten Sie sich belohnen und veräußern die Hälfte Ihres Depots. Allein durch diese Transaktionen sinkt Ihre Performance automatisch auf 43,4 % ab.

Wenn Sie Ihr Depot sogar einmal komplett umdrehen, reduzieren Sie seine Performance auf nur noch 36,8 %. Der Zusammenhang ist klar: Dieser Performance-Minderung tritt durch die Abgeltungssteuer ein, die Ihre Depotbank automatisch und sofort (eben an der Quelle) für den Fiskus abführt.

Eine solche Minderung der Depotperformance ist allerdings kein Schicksal, sondern lässt sich in der Praxis durch einige kleine Kniffe zwar nicht gänzlich vermeiden, aber doch zumindest abmildern.

So holen Sie sich die Abgeltungssteuer zurück

Noch ein Beispiel: Ein fiktives Beispiel: Claus Clever verfügt gegenwärtig über ein Depot von rund 100.000 Euro. Im laufenden Jahr hat er bereits Kursgewinne im Wert von 10.000 Euro realisiert. Sein Verlusttopf ist bereits seit 2 Jahren gähnend leer. Den Freistellungsauftrag hat er für Dividenden- und Zinszahlungen mittlerweile verbraucht.

Mit anderen Worten: Der Fiskus hat dem Anleger Clever satte 2.637,5 Euro an Steuern abgezwackt.

Allerdings hat Claus Clever zuletzt bei Bayer etwas zu früh gekauft und sitzt hier nun auf Buchverlusten von 5.000 Euro. Was tut er nun?

Sie ahnen es vielleicht! Claus Clever realisiert diesen Verlust und erhält umgehend vom Fiskus eine schöne Steuerrückerstattung im Volumen von 1.318,75 Euro. Dadurch steigt seine Liquidität und die Depotperformance verbessert sich (gerechnet auf 100.000 Euro) sofort um 1,3 %. Und das ganz unabhängig davon wie der Aktienmarkt abschneidet. Das ist in der Tat die einzige Möglichkeit, wie Sie einmal die Performance Ihres Depots völlig eigenständig aufpeppen können.

Übrigens, einen Tag später hat sich Claus Clever die Bayer-Aktie einfach wieder zurückgeholt. Denn eigentlich ist er von dem DAX-Titel überzeugt.

Betrachten Sie die Abgeltungssteuer als Ihr persönliches Guthaben

Was ist hier steuerrechtlich passiert? Ihnen allen ist der Verlusttopf bekannt, in dem Ihre Depotbank realisierte Kursverluste erfasst. Ungleich weniger bekannt ist das Pendant dieses Verlusttopfes, der sogenannte Steuertopf Aktien. Hier erfasst Ihre Depotbank alle realisierten Kursgewinne bzw. die von Ihnen abgeführte Abgeltungssteuer.

Sobald Sie die Verluste realisieren, werden diese eben auch rückwirkend mit zuvor realisierten Gewinnen verrechnet. Anschließend erfolgt dann sofort eine Steuerrücke-rstattung durch die Depotbank. Für die Steuerexperten unter Ihnen: Hierbei handelt es sich um den sogenannten Steuerausgleich nach § 43 a des Einkommenssteuergesetzes.

Als Ihr Depotbetreuer habe ich selbstverständlich den Stand Ihres Steuertopfes immer im Blick und greife im Bedarfsfall steuer-optimierend ein, um dadurch Ihre Depotperformance kurzfristig zu heben. Mit anderen Worten: Ist Ihr Steuertopf wieder einmal gut gefüllt, realisiere ich Verluste und rufe damit die abgeführte Abgeltungsteuer quasi als Guthaben für Sie ab.

Die Steuerrückerstattung aus einer solchen Transaktion wird in Ihrem Depotkonto dann als „AbgSt-Optimierung“ bezeichnet. Andere Depotbanken bezeichnen diesen Vorgang auch als Steuer- oder Liquiditätsoptimierung.

Ganz wichtig: Versäume nie eine Frist in Deutschland!

Das ist jetzt wichtig: Der Steuertopf Aktien wird automatisch jedes Jahr am 31. Dezember um 0 Uhr geleert. Die Abgeltungssteuer, die Sie bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht zurückgefordert haben, ist endgültig bezahlt und nicht mehr rückerstattungsfähig. Das ist ein ganz wichtiger Unterschied zwischen dem Verlusttopf sowie dem Steuertopf. Stand heute können Sie erlittene Kursverluste zeitlich unbegrenzt geltend machen. Die Rückerstattung der Abgeltungssteuer aus dem Steuertopf Aktien ist allerdings immer nur im gleichen Kalenderjahr möglich.

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