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Juli

Lieber Leser,

jetzt ist es endlich soweit! Heute starte ich meinen Monatsbrief für den aufgeklärten Börsianer. Dabei wende ich mich zunächst an meine Kunden. Daneben habe ich einige ausgewählte Parseval-Leser zu diesem Dienst eingeladen. Wir sind also unter uns! Was erwartet Sie? Künftig werden Sie jeweils zum Monatsende hier einen fundierten Markt- kommentar finden. Ferner werde ich bei Bedarf einzelne Aktien beleuchten, eine span-nende Branche beleuchten oder etwa eine Steuerfrage besprechen. Kurzum: Hier lesen Sie genau das, was Sie als Börsianer bewegt.

Nun zur Sache: Wir haben einen Deal! Mit diesen Worten hat der US-Präsident Donald Trump sein jüngstes Zusam- mentreffen mit dem Präsidenten der EU-Kommission, Jean-Claude Juncker, kommentiert. Die Harmonie war gleich derart, dass man sich vor laufenden Kameras (auf die Wange) küsste. Offensichtlich hat sich das zuvor angespannte Verhältnis zwischen Brüssel und Washington deutlich verbessert.

Zwar haben die beiden Spitzenpolitiker zunächst nur Absichtserklärungen ausgetauscht. Trotzdem: Zwischen der EU und den USA herrscht nun zumindest einmal ein Waffenstillstand. Die angekündigten US-Importzölle auf europäische Autoproduktion sind vom Tisch. Mehr noch: Die Trump-Regierung wird nun die jüngst verhängten Sonderzölle auf europäische Stahl- und Aluminiumprodukte überdenken. Im Gegenzug soll die EU vermehrt Flüs- siggas (LNG) und Sojabohnen (für die Tiermast) aus den USA importieren.

Das ist in der Tat ein Deal mit dem wir als Börsianer sehr gut leben können. Folglich zogen in Europa besonders die export-orientierten Indizes wie der DAX oder der Schweizer SMI an. Der DAX verbesserte sich im Juli um fast 4 %, während der SMI sogar um 6,5 % vorrückte. Ganz offensichtlich wurde in den vergangenen Tagen eine schwere Hypothek vom europäischen Aktienmarkt genommen.

Freilich so ganz vorüber ist der Handelskonflikt noch nicht. Unverändert hat die Trump-Regierung den Handels- partner China im Fokus. Hier deutet gegenwärtig noch nichts auf eine durchgreifende Entspannung hin. Dabei reibt sich Donald Trump nicht nur am notorischen US-Handelsbilanzdefizit gegenüber China, sondern an einer generel-len Benachteiligung von US-Unternehmen im Reich der Mitte.

Westliche Unternehmen werden in China behindert China begrenzt seit Jahren den Zugang westlicher Unternehmen zum dortigen Markt. Der spannende Internet- markt etwa ist für Unternehmen wie Alphabet, Amazon oder Facebook verschlossen. Andere Unternehmen finden nur Marktzugang im Rahmen von Gemeinschaftsunternehmen (Joint Ventures). Diese Konstrukte wiederum be-günstigen die Verletzung von Patent- und Urheberrechten. Gegen diese Rechtsverstöße geht die chinesische Justiz unverändert bestenfalls halbherzig vor.

Der US-Präsident hat hier also ein ganz großes Fass aufgemacht und beabsichtigt die Handelsbeziehungen zwischen den USA und China neu zu ordnen. Eine rasche Einigung zwischen Washington und Peking ist sehr unwahrschein- lich. Vor diesem Hintergrund überrascht es auch nicht, dass die chinesischen Aktienindizes in den vergangenen vier Wochen nur leicht (+1 %) vorankamen.

Diese schwierige Situation wirkt sich auch unmittelbar auf die deutschen Autobauer aus. So wird z.B. BMW die Preise für die im Werk Spartanburg (South Carolina) produzierten Stadt-Geländewagen (SUV) für den chinesischen Markt spürbar anheben. Damit reagiert man auf die Importzölle, die Peking jüngst zur Vergeltung verhängt hat. Hier gilt: Produktion deutscher Unternehmen gilt steuerrechtlich immer als US-Produktion.

Kaufgelegenheit: Leuchttürme der US-Tech-Branche wackeln vorübergehend

Unterdessen versagten im abgelaufenen Quartal erstmals seit Langem einige Leuchtturm-Unternehmen der US-Technologie-Branche wie etwa Netflix oder Facebook. Seit Bekanntwerden der Zahlen verlor deshalb die Netflix-Aktie über 14 % ihres ursprünglichen Wertes. Facebook sackte immerhin noch um 12 % ab. Was sind die Hinter-gründe?

Beispiel Facebook: Weltweit zogen zwar die Nutzerzahlen um 11 % an. Allerdings wiegt nun einmal ein neuer Nutzer in Brasilien oder einem anderen Schwellenland weniger als ein Nutzer in den USA oder in Europa. Und genau hier, nämlich in Europa, nahm die Zahl der aktiven Nutzer erstmals seit Langem ab, während die Zahl der Neunutzer in den USA stagnierte.

Als Erklärung führt das US-Internetunternehmen die jüngst in der EU eingeführten Regelungen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) an. Danach muss Facebook nun mittels diverser Warnhinweise umfassend auf die Datennutzung verweisen. Das hat ganz offensichtlich dem ein oder anderen Nutzer den Spaß an den Facebook-Plattformen verdorben.

Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Tatsächlich markiert die schwache Neunutzer-Gewinnung für Facebook und teilweise auch für Netflix eine Zäsur. Das wilde Wachstum der Vergangenheit werden die beiden US-Unternehmen künftig nicht mehr bestätigen können. Die Marktdurchdringung ist besonders im Fall der Facebook-Anwendung schon weit fortgeschritten. Ab jetzt werden die Investoren die Facebook-Aktie weniger am Neukundenwachstum messen, sondern an den realen Gewinnzahlen.

Und die lassen im Kern keine Wünsche offen. So verdiente Facebook im abgelaufenen Quartal über 5 Milliarden US-Dollar und damit 31 % mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Zum Vergleich: 2014 hat das Internetunter- nehmen im Gesamtjahr knapp 3 Milliarden US-Dollar verdient. Fazit: Facebook wird langsam "erwachsen" und wandelt sich zum konservativen Wachstumswert. Das ist definitiv ungeachtet der schwachen Quartalszahlen lang- fristig für Sie als Investor bestimmt keine schlechte Nachricht.

Mein Fazit: Ich bin optimistisch - DAX muss aber noch die 13.000 knacken

Wie bereits eingangs erläutert hat die Entspannung im Handelskonflikt neues Renditepotenzial für die Aktien-märkte freigesetzt. So eben geht zudem die Nachricht über die Ticker, dass nun auch Peking und Washington eine neue Verhandlungsrunde anstoßen möchten. Es ist jetzt noch zu früh, den Beginn der Jahresendrally zu verkünden. Zumal der DAX, als verkappter Leitindex Europas, noch die sowohl psychologisch wie auch technisch bedeutsame Marke von 13.000 Punkten überwinden muss. Gleichwohl bin ich optimistisch und habe deshalb in Absprache mit meinem Partner Biondo & Beyerle die Aktienquote in Ihren Depots teilweise bereits hochgefahren. Dazu habe ich in einigen (offensiven) Depots auch auf die zuletzt gerupfte Aktie der Facebook gesetzt.

Das lesen Sie in der nächsten Ausgabe am 31. August: Nach 10 Jahren Hausse sind unsere Verlusttöpfe leer. Mit anderen Worte: Sie führen gegenwärtig pro Gewinnverkauf satte 26,375 % (zzgl. Kirchensteuer) an den Fiskus ab. Das muss nicht sein! In der nächsten Ausgabe erläutere ich Ihnen, wie Sie sich dieses Geld vom Fiskus einfach zurückholen. Mehr noch: Den Schweizer Fiskus nehmen wir uns auch gleich zur Brust und holen uns rückwirkend die Quellensteuer (auf Schweiz-Dividenden) zurück. Das müssen Sie als aufgeklärter Börsianer einfach wissen.

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